Stimmtherapie für Sängerinnen und Sänger

Singen ist Hochleistungssport – und der kann, unabhängig von Stilrichtung und Genre zu Überlastung führen. Diese zeigt sich häufig ganz unterschiedlich, eventuell nur spürbar als Anstrengungs- und Missempfindung nach dem Singen (u.a. Trockenheit, Schmerzen, Verschleimung). Der Stimmklang kann sich hörbar verändern in Instabilität, Behauchung, Rauigkeit oder abgeschwächter Resonanz. Aber auch die mühelose Steuerung von Höhe oder Tiefe, von Forte und Piano kann abhandenkommen. Häufig fehlt den Singenden das Gefühl von Stütze, bzw. Körper und Kehlkopf stehen beim Singen nicht in Verbindung. Dies alles kann dazu führen, dass ein ausdrucksvolles und unangestrengtes, freies Singen verloren geht und die Leistungsfähigkeit der Stimme gemindert ist.

Für die Stimmtherapie sind die Muster wichtig, die mit Singen verbunden sind und beim Singen hörbar, spürbar und sichtbar werden. Die leitende Frage ist: Wie ist das Zusammenspiel der an der Stimmgebung beteiligten Funktionen organisiert? Wie wird Spannung gesteuert, wie wird Stimmkraft erzeugt? Wie wird Klang geformt? Wo führen Restriktionen zu Einschränkungen der Stimmfunktion und Minderung der Stimmleistung?

Die Entwicklung der Stimmfunktion erfolgt über Impulse, durch die die Stimmfunktion ihre Arbeitsweise verändern kann. Dabei soll das System angeregt werden, sich selbst zu regulieren. Der Wahrnehmung dieser Abläufe kommt eine große Bedeutung zu, sie führt sozusagen zum Abspeichern und zur Verankerung neuer, effizienter Muster und ermöglicht empfindungsgeleitetes Singen.

Die Therapie der Singstimme greift die konkrete Arbeit an Brust- und Kopfregisterfunktion (Randfunktion) auf. Daneben kann an folgenden Aspekten gearbeitet werden:

  • Registerwechsel
  • Steuerung der Dynamik
  • Resonanzabmischung und Brillanz
  • Stimmsitz
  • Atemsteuerung
  • Einatemgesteuerte Stützfunktion
  • Unabhängigkeit zwischen Kehlkopf und Vokaltrakt beim Singen

Dies jeweils auf dem Niveau der Patient*in. Dabei zielt die Therapie immer auf die Verbesserung bzw. bestenfalls die Regulation der Stimmfunktion.

Für den alltäglichen und meist beruflichen Gebrauch der Stimme, unabhängig ob als Solistin, Chor- oder Ensemblesänger, ist der Transfer der entwickelten Techniken und Funktionsmuster wichtig. Deshalb ist ein wichtiger Baustein der Behandlung die Verbindung entwickelter Aspekte mit dem Singen von Songs, Arien oder Liedern. Die logopädische Arbeit leistet dabei nicht ein musikalisches Erarbeiten und Korrepetitieren von Stücken, sondern das Absichern der Stimmtechnik mit dem Ziel, möglichst effizient und beschwerdefrei zu singen.